Europa
Drei Tage bis Rastenburg.
Manche Freunde machen Motorradtouren. Andere Bergtouren. Wir
machen Europatouren mit dem Vereinsflugzeug. Wir, das sind Hermann und ich;
seit 2003 Mitglieder der Luftsportgruppe Kempten/Durach und seitdem SEP und TMG
Piloten. Wir haben die Fliegerei in Durach (EDMK) gelernt.
Diese fünf Sätze gehen als einleitender Dank an unseren
Verein und an unsere dortigen Ausbilder. Für die gute Ausbildung. Für die
Möglichkeit, seit nunmehr zehn Sommern unsere Vereinsmaschine für acht bis zehn
Tage nutzen zu können.
Es stehen viele europäische Landeplätze in unseren
Flugbüchern. 2003 beginnen die Eintragungen mit den Nordseeinseln, 2013 enden
sie vorerst in Polen.
Jedes Jahr ein Flugurlaub. Das Vereinsflugzeug, Hermann und
ich. In den letzten zehn Jahren hat sich jeder von uns 400 h als PIC sowie 80 h
auf dem rechten Sitz erflogen. Der bisher nördlichste Punkt unserer Reisen ist
Umea in Schweden, die südwestlichste Nadel auf der Jeppesen-Europakarte steckt
in Jerez / Spanien, die Südöstlichste in Mykonos / Griechenland; die
westlichsten Landeplätze sind Quimper in Frankreich und Cascais in Portugal. Im
Nordosten sind wir bis nach Ketrzyn (Rastenburg) in Polen gekommen.
Ein privilegiertes Hobby. Und darum geht es in diesem
Artikel. Über die großartige Möglichkeit, Europa mit dem Flugzeug kennenlernen
zu dürfen. Über Begeisterung, Abenteuerlust, aus Fehlern lernende Selbstkritik
und um den Appell, es uns gleich zu tun. Kommen Sie mit auf die Reise und
lassen Sie sich inspirieren. Wege entstehen dadurch, dass man sie fliegt. Trauen
Sie sich. Es ist viel einfacher, als Sie befürchten.
8 Voraussetzungen für gelingende Auslandsflüge (neben einem Flugzeug,
einer gültigen Lizenz / Medical und dem englischen Funksprechzeugnis):
1. Zwei Pilotenfreunde,
die sich acht Tage im engen Zweisitzer schwitzend nebeneinander ertragen, die
sich vertrauen und die über eine ähnliche fliegerische Erfahrung verfügen
2. Klarheit, dass Links
fliegt und Rechts funkt / navigiert
3. Klarheit, dass
Entscheidungen gemeinsam getroffen und getragen werden
4. Ein IPAD für die
Backup-Navigation und die Dokumentation der Route, ein IPHONE für die
Landevideos und Photos sowie alle Karten und Anflugblätter der Zielländer
5. Zeit und Puffer nach
hinten, wenn das Wetter nicht mitspielt
6. Klarheit, ob es diesmal
ein Kultur- oder Badeurlaub wird
7. Offenheit,
Flexibilität, Neugier, wohldosierten Mut gepaart mit einer defensiven
Grundeinstellung sowie als Wichtigstes:
8. Tolerante Ehefrauen
Ende Juli 2013. Die Familienurlaube sind mit unserem
bevorstehenden Flugurlaub längst abgestimmt. Diesmal wird es kein Badeurlaub,
sondern eine Geschichts- und NOTAM-Lehrstunde. Wir wollen zur sogenannten „Wolfsschanze“
nach Rastenburg in Masuren/Polen. Der Flieger ist gepackt und getankt, das
Wetter hält grad noch so. Diesmal soll uns die Super Dimona tragen, denn sie
gibt uns als TMG die Möglichkeit, auch auf Segelflugplätzen zu landen. Das ist erstmalig
geplant, ich will meine Mutter auf dem Rückweg überraschen.
Wir starten am 29.07.13 vormittags in Durach mit dem
Tagesziel Krakau. Vier Länder sind für heute geplant: Deutschland, Österreich,
Tschechien, Polen.
Es geht ostwärts. Glücklicherweise hängt das schlechte
Wetter diesmal nicht wie so oft am Abflugtag in Flugrichtung voraus. Die
Gewitterfront kommt aus Westen. Gerade rechtzeitig kommen wir los. Eine Stunde
nach Abflug ist Kempten dicht, vor uns im Alpenvorland wird es immer heller.
Wir passieren die „bayerische Seenplatte“. Ammersee, Starnberger See, Chiemsee.
München lassen wir am linken Horizont hinter uns, Italien bleibt unsichtbar
hinter den wolkenverhangenen Alpen am rechten Horizont. Nach exakt 2.00 h ist
unser Touchdown in Linz (LOWL). 348 km Flugstrecke und volle 15 Minuten
Vollkreise südlich der Bahn. Irgendwelche großen Vögel werden vorgelassen. Wir
drehen urlaubsfroh unsere Kreise. Es stört uns nicht.
Mittagssnack am Flughafenrestaurant, Nachtanken und dann
Takeoff um 1220 UTC. Ziel Krakau.
Es wird das bisher längste Leg all unserer Reisen. 170 enge,
schweißige und zum Ende hin spannende Minuten zwischen Takeoff und Touchdown.
Der Flug verläuft die meiste Zeit planmäßig, Wind und Wetter passen gut. Wir
überfliegen abwechslungsreiche Landschaften und haben einen entspannten
Funkverkehr mit Österreich, Tschechien und Polen. Es sind noch ca. 15 Minuten
Flugzeit bis zum Krakauer Flughafen, Hermann beschäftigt sich gerade final mit
den Anflugblättern, plötzlich meldet sich die FIS: „D-KLKE, there is no
possibility to park light aircraft on apron!“ Ich halte das zunächst für einen
Witz. Bevor ich richtig sauer werde (wieso
zum Henker können wir da nicht landen? Ich muss auf die Nasszelle! Wir haben
doch den Flugplan gemacht! Ist doch alles richtig! Gab keine Fehlermeldung!
Nicht parken! So ein Quatsch!) hat Hermann bereits in aller Ruhe die
Aufforderung bestätigt, dass wir zum im Flugplan angegebenen Ausweichflugplatz
Bielsko Biala fliegen werden. Ich sitze zwar als PIC links, aber Hermann ist
der Funker. Und er hat natürlich Recht. Also fliege ich –zugegebenermaßen etwas
mürrisch– folgsam die Umkehrkurve und 20 Minuten zurück zum eben passierten
Flugplatz.
Hermann funkt den Tower an und bekommt keine Antwort! Ich
muss aufs Urinal. Wir sitzen seit 2.40 h im Flugzeug und schwitzen. Vom langen
Sitzen in der engen Kapsel tut mir der Rücken weh.
Und jetzt?
Alles gut. E a s y....Umschalten auf „Problembewältigungsmodus“.
Dann ist der Tower eben nicht besetzt. FIS Krakau hat uns hierhin geschickt.
Wir wissen von unseren Frankreichflügen, dass unbesetzte Tower – anders als in
Deutschland - nicht automatisch Landeverbot bedeuten. Teamarbeit und Erfahrung
kommen jetzt zum Zug: Platz gefunden. Platz in Sicht. Blindmeldung funken.
Verkehr checken. Überflug. An Krakau per Funk die Bitte, den Flugplan zu
schließen. Flugplan wird geschlossen. Windsack checken. Verkehr checken.
Blindmeldung mit Landerichtung funken. Landen.
15.10 UTC Touchdown in Bielsko Biala (EPBA). Nach 506 km und
2.50 h Flugzeit haben wir unser Tagesziel erreicht und sind in Polen.
Allerdings in der falschen Stadt. Hungrig und ohne lokale Währung, weil nicht
wie antizipiert ein Geldautomat in der Flughafenwartehalle auf uns wartet. Weil
„falscher“ Flugplatz und dementsprechend kein Geldautomat.
Was dann aber zur ersten von vielen freundlichen Begegnung
mit einem polnischen Fliegerkollegen führt: Er zahlt unsere beiden verdienten Lande-Pils.
Ohne Aufhebens. Völlig selbstverständlich und selbstlos. Wir müssen sehr müde
und durstig ausgesehen haben.
Was war heute richtig, was war falsch?
Richtig:
-Wir hatten in 4.50 h 855
km erflogen. Das war viel, aber nicht zu viel.
-Wir hatten genug Sprit
(noch 1.25 h Restflugzeit) im Tank für den Flieger, genug Wasser im Cockpit für
uns selbst und das Anflugblatt von Bielsko Biala als Ausweichflugplatz im
Kniebrett
-Wir hatten einen
korrekten Flugplan mit allen Grenzüberflugzeiten und waren ständig mit allen
FIS auf der Route in Funkkontakt
-Wir haben nicht mit
Krakau diskutiert, sondern sind weisungsgemäß zum angewiesenen Flugplatz
geflogen
Falsch:
-Wir hatten die NOTAMS
nicht aufmerksam genug gelesen
-Es war eindeutig unser
Fehler, Krakau als Zielflugplatz zu planen
TIPP:
Lesen Sie ausnahmslos
aufmerksam die NOTAMS! Ein korrekter und unbeanstandeter Flugplan ist
keine antizipierte Landeerlaubnis am Zielflugplatz!
Auflösung:
Am Krakauer Flughafen
wurden Bauarbeiten im GA Bereich durchgeführt und es gab daher nicht genug
Parkplätze für GA-Flieger. Nachvollziehbar!
Umwege schärfen die Ortskenntnis. Bielsko Biala ist das
erste unerwartete Highlight unserer Reise. Wir machen Bekanntschaft mit
Wieslaw. Er wird neugierig, als er hört, dass wir mit dem Motorsegler heute an
einem Tag aus Kempten in Deutschland gekommen sind. Wir kommen ins Gespräch. Er
ist Helikopterpilot bei der größten polnischen Molkereigenossenschaft. Der Heli
wird für zwei Tage zur Wartung in der lokalen Werft am Platz sein. Er und sein
Sohn haben Zeit und glücklicherweise nichts gegen Deutsche. Er nimmt uns in
seinem Mietwagen mit ins Spa Hotel Jawor, in dem er logiert und vor uns liegen:
a) Sauna, b) schweres polnisches Essen, c) ein paar Kaltgetränke, c) erholsamer
Schlaf.
Der nächste Tag ist flugfrei. Und Wieslaw für uns ein kundiger
und warmherziger Fremdenführer. Vormittags besuchen wir gemeinsam Auschwitz und
am Nachmittag bekommen wir von einem seiner Freunde eine Stadtführung in
Krakau. Dieser Tag ist aufregend und anstrengend. Weil er Scham und demütige
Dankbarkeit auslöst. Scham und Demut, als Deutscher an diesen beiden Orten zu
sein. Dankbarkeit, als nachgeborener Deutscher an diesen beiden Orten sein zu können,
ohne allzu starken Ressentiments zu begegnen und im heutigen Europa leben zu
dürfen. Die Eindrücke sind nachhaltig. Und es ist mühsam, die richtigen Worte
zu finden. Ich lasse es!
31.07. Tagesziel Ketrzyn (EPKE). Der Flugplatz bei Wilamowo,
auf dem Stauffenberg seinerzeit mit der Aktentasche gelandet ist. Rastenburg. Dort
liegt unser Reiseziel mit Besuch der sogenannten „Wolfsschanze“. Das erste Leg geht
nach Rudnika (EPRU) zum Pilotenwechsel und Tanken. Ein alter Militärplatz, noch
ohne Anflugblattveröffentlichung. Tipp von Wieslaw. Er erläutert uns zuvor das
VFR Routing um Warschau für das zweite Leg von Rudnika nach Przasnysz (EPPZ, ebenfalls
ein Platz ohne Anflugblatt, den wir nur aufgrund des Briefings von Wieslaw finden
und anfliegen werden).
Wieslaw ruft beiläufig den diensthabenden Fluglotsen von
Warschau an (dieser Mann ist unglaublich gut vernetzt) und dann geht es los. 0.45
h entspanntes Sightseeing. Nach 132 km Touchdown auf dem alten Militärplatz mit
den typischen Betonplatten, aus deren Fugen bereits das Gras wächst.
Kaffee, Wasser, tanken, Pilotenwechsel und weiter nach
Przasnysz. Östlich an Warschau entlang der VFR Route mit Blick auf IKEA und die
Hochhäuser der Hauptstadt, die wir vor drei Jahren bei unserem ersten
Polenurlaub besucht hatten und diesmal links liegen lassen. Entspannter,
freundlicher und gut verständlicher Funk. Der Lotse ist tatsächlich ein Spezl
von Wieslaw und auf unseren Durchflug vorbereitet! Wir finden vorbildlich alle
abzufliegenden Wegpunkte und geben ebenso vorbildlich unsere Positionsmeldungen
und jeweiligen ETA´s durch. Zugegeben: das IPAD ist hierbei eine nicht mehr
wegzudenkende Unterstützung geworden, denn die terrestrische Navigation allein
ist bei manchen Wegpunkten eine Herausforderung. Nach 1.51 h und 314 km wieder
eine Landung auf Gras. Sehr netter Empfang, Cola, Wasser und kurzer Schnack mit
dem Flugleiter. Er kennt Wieslaw ebenfalls. Unglaublich!! It´s a small world.
Erneuter Sitzwechsel im Flieger, das finale Leg nach Ketrzyn
(Rastenburg) liegt vor uns. Wir genießen die satte masurische Seenlandschaft
und nach 0.35 h haben wir das Landefeld in Sicht. Die Kreuzbahn ist etwas
versetzt neben der alten Betonpiste angelegt, von der Stauffenberg mit dem Gefühl
abgehoben war, eine Zäsur in der deutschen Geschichte herbeigeführt zu haben.
Die alte Piste ist teilweise noch sehr gut erkennbar, irgendwo im Wald daneben
liegt die sogenannte „Wolfsschanze“. Wir fliegen mit einem seltsamen Gefühl von
historischer Neugierde und Freude über das Erreichen des Urlaubszieles in die
Platzrunde ein. Nach 0.43 h und 126 km setzen wir um 13.44 UTC sanft auf der
Graspiste auf.
Bisherige Gesamtflugzeit für 1.426 geflogene km an drei
Urlaubs- und zwei Flugtagen von Kempten im Allgäu nach Rastenburg in Polen:
8.15 h. Luftlinie direkt wären es 1047 km. Ganz schön weit im Nordosten. Nur 120
Straßenkilometer von Königsberg entfernt.
Wir waren stolz auf die Zielerreichung und freuten uns auf
1,5 flugfreie Tage. Das Wetter war jetzt phantastisch, nach einer kräftigen
polnischen Suppe im Flugplatzrestaurant und einigen kalten Getränken bezogen
wir ein gemütliches Zimmer im Hotel Koch in Ketrzyn, fuhren mit dem
Hotelfahrrad in das kleine masurische Verwaltungszentrum, genehmigten uns eine
Pizza und fielen erledigt ins Hotelbett.
01. August. Mit dem Fahrrad fahren wir zur sogenannten „Wolfschanze“.
Ein seltsamer Ort. Nachdem die Ruinen jahrzehntelang dem weiteren Verfall und
sich selbst überlassen wurden, übernahm ein Investor das Areal zur Pacht vom
polnischen Staat. Heute ist es ein widersprüchlicher Touristenmagnet mit
internationalen Besuchern. Die Führungen sind kenntnisreich und professionell,
die Nebengeräusche (Schießstand, Rundfahrten mit Pseudo-Militärfahrzeugen,
Angestellte im Militärlook) clownesk. Es ist bizarr, an diesem sumpfigen und
mückenverseuchten Ort herumzustapfen, von dem aus das 3. Reich in den letzten
Kriegsjahren befehligt wurde. Es ist seltsam, in der Ziegelbaracke des
Offizierscasinos zu stehen und das Podest für die Tanzkapelle sowie die vor der
Tür eingelassene Vertiefung für die Fußmatte wahrzunehmen. Die polnische
Fremdenführerin kommentiert dies lakonisch: „Deutsche Ordnung und saubere
Stiefel mussten sein. Hier wurde getanzt, während woanders gemordet wurde“. Das
Areal beeindruckt durch die massige Wucht der unsprengbaren Bunkerruinen und
die weiträumig herumliegenden Trümmerdetails.
Es ist ein sehenswerter Ort, der es verdient, sich auf ihn
einzulassen. Er hat ein bisschen zu viel Rummelplatzcharakter, aber das Denkmal
für Stauffenberg ist würdevoll und die historischen Erklärungen und
Einbettungen sind insgesamt gut. Fliegen Sie hin. Es lohnt sich!
„Wolfsschanze“:
13 Hektar großes
Waldgebiet mit Bunkeranlagen, in dem Hitler und der Führungsstab der Wehrmacht
seit 1941 untergebracht waren. Hitler verbrachte hier bis 1944 mehr als 800
Tage. Mehr als 2100 Menschen lebten dauerhaft auf dem Gelände. Am 20.07.1944
missglückte das Attentat von Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Zu Kriegsende
Sprengung durch die abrückende Wehrmacht mit bis zu 8 t Sprengstoff pro Bunker.
Heute Touristenattraktion.
Nach 3 h haben wir genug und gehen schweigsam in einem der
nahe gelegenen Seen baden. Nach dem Eintauchen ins Gestern wird das Heute wieder
präsent. Wir kommen ins Gespräch mit zwei Deutsch sprechenden Frauen, die beide
als häusliche Altenpflegerinnen in Deutschland arbeiten. 3 Monate leben sie in
Deutschland und sind für unsere Alten da. Für einen Monat kehren sie zurück in ihre
Heimat zu Mann und Kindern, um dann wieder woanders irgendwo in Deutschland für
unsere Alten da zu sein. Und so weiter. Die Welt ist im Wandel.
Wir radeln zurück ins Hotel. Fisch und Kartoffelsalat. Müde
und um viele Eindrücke reicher. Am nächsten Tag wird die Heimreise beginnen.
Über Grudziadz, Stettin, Anklam, Lübeck, Hildesheim, Segelflugplatz Germete, Würzburg,
Heubach nach Kempten.
Fazit:
Polen ist ein lohnendes Reiseziel. Die Fliegerei ist
unkompliziert. Wir haben selten Landegebühren zahlen müssen, falls doch waren
sie äußerst günstig. Der englische Funk ist sehr gut zu verstehen. Die
Infrastruktur für Flieger ist hervorragend. Wir haben – trotz unserer
speziellen geschichtlichen Verbindung – überwiegend herzliche und freundliche
Menschen kennen gelernt. Das Land ist reich an Kultur, Natur, reichhaltigem
Essen und voller Geschichte. Die Menschen sind offen, hungrig auf Europa und
durchaus differenziert gegenüber uns Deutschen. Natürlich gibt es manche Vorbehalte.
Gerade in Polen haben unsere Großväter unheilvolle Dinge getan. Umso größer ist
die historische Leistung vom Kniefall Willy Brandt´s bis zur Europäischen
Union.
Wir Flieger sind privilegiert. Wir sehen viel. Idealerweise
können wir den weiten Blick aus unseren Cockpits auch auf unsere Begegnungen
übertragen. Wir erleben viele Menschen in vielen Ländern. Insofern sind wir
auch Botschafter eines geeinten Deutschlands in einem geeinten Europa. Ich
empfinde das als wertvolle Rolle in fremden Ländern. Mit einer angemessen
differenzierten und informierten Haltung. Niemals breitbeinig.
Fliegen Sie ins Ausland!
Europa ist großartig!
Unterkunft Bielsko-Biala:
Spa Hotel Jawor, ul.
Turystyczna 204, 43-384 Jaworze. www.spahoteljawor.pl
Wellness Hotel mit großer
Spa- und Saunalandschaft. Sehr gutes Essen. Hat ein paar abgeschabte Ecken, ist
aber insgesamt atmosphärisch und zu empfehlen. DZ ca. 95 € inkl. Frühstück. Ca.
10 Minuten Autofahrt vom Flugplatz entfernt.
Unterkunft Ketrzyn:
Hotel Koch, ul. Sportowa
1, 11-400 Ketrzyn. Keine eigene Homepage gefunden, schauen Sie unter
booking.com, dort ist es aufgeführt.
Großes, aber bescheidenes,
sehr sauberes, zentrales Hotel. Günstiger Fahrradverleih an der Rezeption.
Ebenfalls sehr gutes Essen und absolut empfehlenswert. DZ ca. 70 € inkl.
Frühstück. Ca. 15 Minuten Autofahrt vom Flugplatz entfernt. Mit dem Fahrrad 35
Minuten zur Wolfsschanze und 3 Minuten in die Innenstadt.
Flugplan und NOTAM:
Haben wir immer im Netz
aufgegeben. www.dfs-ais.de. Einloggen,
loslegen. Klappt hervorragend. NOTAM Briefing dito. Die gleiche Homepage. Nicht
vergessen!!!
Rudnicki nach Przasnysz. Hier schön nachfliegbar mit GPSIES.
Rastenburg. Unser Masurenflug hier nachfliegbar!
In vier Tagen über vier Hansestädte von Rastenburg
nach Kempten.
Der 02. August und die Zeit für die Heimreise ist gekommen. Hermann
und ich fahren mit dem Taxi zum Flugplatz, vorerst letztmalig denke ich an
Stauffenberg, als der Wagen unruhig über die kopfsteingepflasterte Alleenstraße
hüpft, die den einzigen Zugang zum Landefeld darstellt. Welche Unruhe mag er wohl verspürt haben, als er am 20. Juli in Flieger
nach Berlin gestiegen ist? Zum Glück liegt dieser Teil unserer Geschichte
weit hinter uns!
In der Gegenwart freuen wir uns auf die vor uns liegenden
vier Tage, die uns zurück nach Kempten bringen sollen. Heutiges Tagesziel ist
Stettin. Wir planen unseren ersten Stopp mit Pilotenwechsel und Nachtanken in
Grudziadz.
Takeoff EPKE, ich werfe einen letzten Blick auf den
Flugplatz hinter uns und wir fliegen süd-westwärts. Fruchtbare Felder und
seendurchzogene Wälder bestimmen die Landschaft. Im Funk ist nichts los. Nach
einer Stunde kommt die Landewiese von Grudziadz (EPGI) in Sicht, der Flugleiter
am Platz verordnet eine Startpause für die vielen Segelflieger und wir landen
nach 1.14 h und 186 km Flugstrecke mit unserem TMG.
Es gibt kein geöffnetes Café am Flugplatz, also verkürzen
wir die Pause, denn wir haben wie immer genug Wasser für uns im Cockpit dabei.
Nach 0.22 h sind wir um 09.59 UTC ohne Landegebühr wieder in der Luft, Ziel
Stettin (EPSD). Wiederum Felder, Wälder und Seen bis zum Horizont. Um in den
richtigen Lufträumen zu bleiben, fliegen wir etwas südwestlich zu der Stadt
Pila als ersten Navigationspunkt.
Der bedeckte Himmel klart auf und in Stettin wartet ein wolkenloser
Horizont auf uns. Das Stettiner Haff, die Oder und der Flugplatz kommen ins
Blickfeld. Wie war das noch mit den
PIREPS auf eddh.de? Wir hatten mehr als zwei Jahre alte Berichte gelesen, die
eindringlich vor einer miserablen Piste warnten. Ebenso sollen die Rollwege mit
fetten Kieselsteinen übersät sein. Ein neuerer Bericht hatte das relativiert,
daher waren Hermann und ich zum Schluss gekommen, dass wir dort landen können.
Unsere Funkmeldung an den Tower bleibt ohne Antwort. Also das
übliche Procedere: Blindmeldung, Überflug, Windsack prüfen, Landerichtung
festlegen, Blindmeldung, Landen. Das mit der Landerichtung ist diesmal aber nicht
so ganz einfach. Ist das ein Rollweg oder
die Querbahn? Unklare Windsituation, welche Bahn nehmen wir? Nun, wir
entscheiden uns richtig. Nach 306 km und 1:56 h Flugzeit Touchdown in EPSD. Die
Landung gelingt problemlos, die Bahn ist völlig in Ordnung. Der Rollweg kann
allerdings zu einer Herausforderung werden, denn unsere Wingtips ragen in das
hochgewachsene Getreide an den Seiten und der Rollweg selbst ist mit Schlaglöchern
übersät. Es hat alles fein geklappt, die herumliegende Steine waren auch nicht
schlimm, aber wir sind sehr l a n g s a m gerollt. Mit der – ohnehin immer - gebotenen
Umsicht ist dieser Platz und dieser Rollweg gut zu beherrschen.
Wir putzen den Flieger. Plaudern mit Kollegen am Platz. Und
bekommen einen Schreck, denn ab dem heutigen Freitag findet das Tall Ship Races
Final in Stettin statt. Was wir natürlich nicht antizipiert hatten. „You want
to check into a hotel for tonight? Well, good luck!“ Wie so oft haben wir
dieses Glück und der Kollege ist trotz seiner Skepsis so hilfsbereit, uns mit
seinem Handy ein Hotel und ein Taxi dorthin zu besorgen. Ich glaube es war ein
IBIS. Nichts Besonderes und überteuert, aber dafür zentral und frei!
Wir bleiben die Nacht. Wie geplant. Und ungeplant werden wir
später das rauschende Fest für die ankommenden Großsegleryachten genießen.
Im Hotel machen wir uns frisch und gehen auf Erkundungstour
in der Altstadt und an der Oder. Stettin ist ein Juwel! Wir kommen an einer gut
restaurierten und bunten Mischung alter hansestädtischer Gebäude vorbei. Die
Oder überqueren wir auf von der Armee provisorisch gebauten Pontonbrücken. Es
wird für dieses Wochenende offensichtlich ein riesiger Menschenauflauf
erwartet. Wir schlendern in der Abendsonne dahin, genießen das Leben und
stoppen ob des morgigen Weiterfluges nach zwei Halben unseren Bierkonsum. Wir
halten uns mit Cola, Kaffee und Currywurst über Wasser. Müde und glücklich
liegen wir um 22.00 Uhr im Bett und freuen uns auf Lübeck; die zweite
Hansestadt auf unserer Reise, in der wir eine Nacht verbringen werden.
Die Hanse
Von der Mitte des 12. bis
zur Mitte des 17. Jhd. bestehender Städtebund. Während seiner Blütezeit mit bis
zu 300 teilnehmenden See- und Binnenstädten im nördlichen Europa. Die Ziele
dieses Bundes waren die Gewährleistung eines sicheren Handels sowie die
Vertretung gemeinsamer wirtschaftlicher, politischer und kultureller
Interessen. Die Hanse war in der Zeit ihres Bestehens eine äußerst erfolgreiche
Interessengemeinschaft. In Deutschland noch heute in den Kfz-Kennzeichen von
HH, HL und HB sichtbar.
03.08. Wir müssen früh los. Das polnische Staatsoberhaupt
wird um 10.30 LCL mit dem präsidialen Helikopter zum Flugplatz eingeflogen, um eine
Rede beim Tall Ship Race zu halten. Davor müssen wir weg sein, denn wir parken
auf seiner Landewiese. Wir zahlen 10 € für die Übernachtung des Fliegers, dann
läuft der Propeller. Wir holpern zum holding point. Blindmeldung an den nicht
besetzten Tower, Takeoff und letzte Blicke auf die Landebahn. Good-Bye Poland, bis zum nächsten Mal. Es
geht nach Anklam (EDCA) in Meck/Pomm zum Tankstopp.
Wir öffnen den Flugplan per Funk in der Luft, aufgegeben
hatten wir ihn bereits am Vortag per Internet. Der Funk mit der FIS verläuft
planmäßig, Grenzübertritt 5 Minuten nach Start. Wir nehmen Pasewalk als ersten
Waypoint, die Landschaft bleibt vorerst ähnlich wie in Polen und nach
geruhsamen 0.34 h und 98 Flugkilometern landen wir in Anklam, der Geburtsstadt
Otto Lilienthals. Tanken an der Auto-Tankstelle, ein schneller Kaffee und ein
kurzer Austausch mit den Helikopterpiloten der hier am Platz stationierten
Bundesgrenzschutzstaffel. Das war´s in Anklam.
Um 08.42 UTC Takeoff zum Tagesziel Lübeck. Das Heading liegt
bei 270 Grad und ich erinnere mich an einige Anekdoten eines ehemaligen
Luftwaffenoffiziers, der Mitte der 1990er Jahre als Jägerleitoffizier in der
Nähe von Neubrandenburg stationiert war:
Wir befinden uns im
Moment unterhalb des beliebtesten militärischen Luftraums Deutschlands, denn der
alte Luftkorridor Hamburg-Berlin (auch nach der Vereinigung bis Ende 1994 der
einzige nördliche Zugang zu Berlin, der Rest war gemäß der 2+4 Verträge immer
noch russischer Luftraum über deutschem Boden) grenzt nach Südwesten einen
Luftraum über Mecklenburg Vorpommern ab, der fast frei ist von zivilem
Luftverkehr. Bis 2004 waren in Rostock-Laage die MIG 29 der Luftwaffe
stationiert. Die seinerzeit einzigen wirklich luftkampffähigen Flugzeuge der
Luftwaffe! Damals waren die Alliierten mit Ihren F16 total heiß darauf, sich
gegen echte MIG 29 mit gut ausgebildeten Piloten in einem schönen freien
Luftraum messen zu können. Im Westen flog die Luftwaffe dagegen immer noch die
F4 Phantoms aus dem Vietnam Krieg, die man gaaanz vorsichtig um die Kurven
tragen musste, damit die Flugzeugzelle keine neuen Risse bekam.....Nun, auch
diese Episode ist Geschichte, jetzt gibt es ja den Eurofighter, der hier übt.
Wir genießen unsere zivile VFR-Zeit. Es geht vorbei an
Teterow, Güstrow, die Hansestadt Wismar und die dahinter liegende Ostsee kommen
ins Blickfeld und dann tauchen auch schon der Dassower See, die Travemünde und
Lübeck vor uns auf. Das Wetter wird schlechter, wir erwarten minütlich Regen.
Wir haben keine Zeit mehr für die geplante Runde über der Altstadt und gehen
direkt ins lange Endteil 25 in Blankensee EDHL. Die Landebahn liegt verlassen
und aufgrund des Wetters zu dunkel für die Mittagszeit vor uns und nach 194 km
und 1.27 h setzen wir um 10.09 UTC für die heutige Abschlusslandung auf. Wir
verzurren umgehend den Flieger. Mit dem Abschließen des Cockpits fällt der
erste Regen. Gerade rechtzeitig, bzw. spät genug. Die freundliche Dame an der
Infotheke bucht uns im Hotel Lindenhof ein und auf der Taxifahrt dorthin wollen
wir wissen, wo wir in dieser Stadt den besten Fisch bekommen. „Fisch-Hütte“ ist
die norddeutsch karge Antwort des Fahrers.
Wir machen uns im Hotel frisch - die Sonne und der Wind
haben die Regenwolken schon wieder weggejagt – und laufen in unseren Flip Flops
auf direktestem Weg hungrig zur angepriesenen Fischbude. Clever gelöste
Pommesbudenatmosphäre mit hervorragendem Essen direkt an der alten Drehbrücke
an der Trave gelegen. Und wohl aufgrund der Lage und des guten Rufes preislich nur
knapp unter dem, was richtige Restaurants aufrufen. Der „Surfer-Inhaber“ macht
hier ein richtig gutes Geschäft. Er hat den Laden von seinem Vater übernommen,
kann aber leider nicht mit Flensburger oder Jever aufwarten. Das gibt richtig
Minuspunkte in der Bewertung. „Den vielen westfälischen Gästen ist das zu herb.
Das gute norddeutsche Bier verkauft sich bei mir nicht. Ihr könnt die
westfälische Plörre aus Duisburg haben.“ Es ist bitter, wie sehr sich die
Gastronomie in Norddeutschland auf die Feriengäste einstellt. Selbst innerhalb
von Deutschland sind oftmals an touristischen Orten die „lokalen“ Biersorten nicht
zu bekommen. Überall dieser Einheitsbrei! Schon damals auf Borkum konnten wir
kein Jever trinken. Aber wir sind ja nicht zum Meckern gekommen, ein
Königspilsner aus Duisburg ist natürlich auch ok.
Satt erlaufen wir uns die Stadt. Willy-Brandt-Haus, die
Buddenbrooks, Kirchen, Holstentor, Niederegger, Rathaus, Marktplatz. Es gibt
für Stunden genug zu sehen. Und erneut stolpern wir über eine Festivität, am
Abend steigt hier das Duckstein-Festival (also bekommen wir doch noch ein
„lokales“ Bier). Nach der Stadtbesichtigung bleiben wir also „notgedrungen“ auf
den Beinen, lauschen der Livemusik und beobachten die vergnügungswilligen
Menschen. Gestern Stettin, heute Lübeck. Egal ob in Polen oder in Deutschland,
die Menschen amüsieren sich. Irgendetwas gibt es immer zu feiern. Schön.!! Für
uns ist der Abend früh zu Ende, morgen geht es weiter zu meiner Mutter nach
Warburg in Ostwestfalen. Die davon noch nichts weiß.
Übernachtungsmöglichkeiten / Essen
Stettin:
Unser IBIS war ok, ist
aber nichts Besonderes. Suchen Sie selbst auf booking.com oder lassen Sie sich
vor Ort überraschen.
Lübeck:
http://www.hotel-lindenhof-luebeck.de.
Gemütliches, zentrales, kleines Hotel. DZ inkl. Frühstück für ca. 90 €. Ist
sehr nett dort.
Fisch in Lübeck: http://fischhuette-luebeck.de
Warburg:
Hotel Mama. Kostenlos.
Wenn das nicht geht: http://www.alt-warburg.de.
DZ inkl. Frühstück für ca. 110 €. Ich hab da zwar noch nie übernachtet, aber
der Ruf ist gut. Zentral gelegen. Ausprobieren.
Gyros in Warburg: http://www.elgreco-warburg.de. Reservierung
zwingend notwendig, egal welcher Wochentag
04.08. Abflug nach Hildesheim. Das Wetter ist gut. Ein
letzter Blick auf die Piste und die dahinter liegende Hansestadt, es geht
südwärts. Ratzeburg, Lauenburg, Lüneburger Heide, Salzberge (irgendwo dahinter
Celle). Wir passieren den Mittellandkanal zwischen Peine und Hannover, und
schließlich haben wir Hildesheim (EDVM) vor uns. 1.16 h und 203 km
norddeutscher Tiefebene sind hinter und unter uns geblieben.
Kaffee, Kuchen, Tanken.
Ich rufe Maggie an. Die Frau meines Cousins, die Familie
lebt in Germete. Sie wird meine Mutter unter einem Vorwand abholen und mit ihr
zum Segelflugplatz ED0239 fahren. Wir sind um 13.30 LCL verabredet. Der
Flugleiter in Germete ist ebenfalls bereits telefonisch über unsere spätere
Landeabsicht mit einem TMG informiert. Der Platz ist besetzt, die Segler sind
in der Luft. Es ist ein Sonntag. Alles ist vorbereitet.
PIC-Wechsel und um 10.32 UTC Abflug in Hildesheim. Auf nach
Warburg mit seinen darum herum liegenden Dörfern Germete und Wormeln (u.a.).
Ein Abschiedsblick auf Hildesheim. Vorbei am Segelflugplatz Ithwiesen,
Holzminden und Höxter mit dem Flugplatz auf der Anhöhe am Horizont. Hinter
Borgentreich sehen wir die Kasseler Berge und schließlich liegt das Ziel unter
uns. Bis vor kurzem wusste ich das selber noch nicht: Sogar meine Geburtsstadt
ist eine alte Hansestadt. Damit haben wir in zwei Tagen (mindestens) vier Orte
dieses alten Städtebundes abgeflogen: Stettin, Wismar, Lübeck, Warburg. Doch
das ist im Moment nicht von Interesse, jetzt gilt es den Segelflugplatz zu
finden. Irgendwo in der Nähe des VOR WAR. Ich komme zwar von hier, aber diese
Perspektive von oben habe ich heute zum ersten Mal. Ich erkenne alle Dörfer - ganz schön nah beieinander, als Kind mit dem
Fahrrad waren das ziemlich weite Strecken -, aber der Platz bleibt mir
verborgen. Hermann entdeckt
schließlich die Landewiese. Der Funk mit dem Segelflugplatz ist reibungslos,
wir melden uns im Gegenanflug. Queranflug, Endteil, wir schweben ein
und.....kurz vor der Landung sehe ich, dass ich auf dem „Rollweg“ landen werde.
Die Wiese ist so breit und so lang, dass das zwar völlig unschädlich,
gleichwohl aber etwas peinlich ist. Ich habe die im Gras versteckten Reiter der
Bahn zu spät erkannt. Nun denn. Um 11.14 UTC ist der Aufsetzzeitpunkt in ED0239,
nach 0.49 h und 115 km Flugstrecke.
Wir bereiten den Flieger für die Nacht vor und ich wundere
mich: Ein seit 15 Jahren nicht mehr gesehener alter Abiturkollege ist am Platz
(der schon zu Schulzeiten Segelflieger war), ich treffe noch einen Ex-Feund
meiner mittlerweile in Australien lebenden Schwester und ich kann es nicht
fassen, dass wir tatsächlich jetzt hier in Germete gelandet sind. Meine Mutter
wird Augen machen, sie vermutet mich irgendwo in Polen.
Maggie fährt pünktlich mit ihren beiden Töchtern vor und meine
Mutter schält sich mit ihren 78 Jahren aus dem Auto. Ich bin gottfroh, dass sie
keinen Herzinfarkt bekommt, die Überraschung gelingt perfekt! Zur Belohnung
drehe ich nacheinander noch ein paar erweiterte Platzrunden mit Maggie und den
Mädels und dann geht es ins Hotel Mama nach Wormeln. Abends steht mit Mutter
und Hermann der Grieche auf dem Programm. Mittlerweile eine echte Institution
im Umland. Egal, wann ich dort die Gryrosplatte (Nr. 67 auf der Speisekarte) gegessen
habe, egal an welchem Wochentag, egal zu welcher Uhrzeit: der Laden war IMMER
voll. Ich habe in meinem Leben in vielen deutschen Städten eine Gyrosplatte
gegessen, bei ElGreco (ok, der Name ist nicht besonders einfallsreich) schmeckt
sie mit Abstand am Besten!
Mit vollem Bauch schleppe ich Hermann zum Sportfest auf den
Sportplatz in Wormeln (der dritte Abend, den wir auf einem nicht
vorhergesehenen Fest verbringen). Unglaublich. Dort treffe ich einen zweiten
Abitur-Kollegen und alte Freunde meines Vaters, die mich als Baby herumgetragen
haben und mir Anekdoten von Reinhold zu seinen besten Tagen erzählen. Das ist
wohl, was man alte Heimat nennt. Ich bin seit 1989 weg aus dieser Gegend, aber
man kennt sich noch. Dorfgemeinschaft. Als Jugendlicher wollte ich einfach nur
schnell weg, als Mittvierziger erkenne ich die Vorteile. Spannende Emotionen,
gelungene Überraschungen.
Hermann und ich schlafen in meinem alten Jugendzimmer.
Abflug am 05.08, unser letzter Urlaubs- und Flugtag liegt
vor uns. Das Wetter ist hervorragend. Wir starten und drehen nach Süden. Es
geht zurück nach Kempten, unser heutiges Tagesziel ist der Heimatplatz EDMK,
Würzburg ist Tankstopp, in Heubach werden wir Mittagessen.
Ostwestfalen bleibt hinter uns zurück, wir streifen Fulda,
das Hattenbacher Dreieck mit der so viel von mir befahrenen A 7 und nach 1:17 h
kommen wir in Würzburg an. Touchdown nach 202 Flugkilometern. Wir wollen nur
eine Bluna und starten um 9.55 UTC wieder durch in Richtung Heubach. Wir sind
in Bayern. Es geht mit dem Flugplatz in Rothenburg als Navigationspunkt
südwärts. Wir kennen Heubach noch von unserer Ausbildung. Problemlose Landung
nach 126 km und 0.46 Flugminuten.
Leider ist das Flugplatzrestaurant geschlossen (MONTAG !).
Wir gehen zum direkt neben dem Platz liegenden Baumarkt-Cafe, belegte Brötchen müssen
diesmal reichen.
Bei allerbesten Flugbedingungen machen wir uns zum letzten
Leg auf. Heimat. Die Gegend hier kennen wir sehr gut. Immer an der A 7 entlang
mit dem Heading 180 Grad in Richtung Memmingen. Rechts kommen und gehen
Langenau und Ulm, links taucht Memmingen auf und schon haben wir auf der 122.00
Gabriel im Funk, der uns die 35 zur Abschlusslandung zuweist. 0.50 h und 109 km
später ist der Urlaub um 13.04 UTC zu Ende.
Wir putzen den Flieger, finalisieren das Flugbuch und melden
die D-KLKE per Mail in unserem vereinseigenen Reservierungssystem als flugbereit
im Hangar zurück.
Schön war´s !!
2 Kommentare:
Hi Thomas,
sehr schön gemacht. Da bekomme ich gleich wieder Lust, mit dir nach Polen zu fliegen.
Grüße
Hermann
Hallo Thomas,
habe mir Deinen Beitrag angesehen. Gute Beschreibung, die auch ich als fliegerischer Laie verstehe und prima Bilder von oben. Da bekommt man ja regelrecht Lust, mal dabei zu sein und die latent vorhandene Flugangst zu unterdrücken.
Gruß
HG aus KN, z. Zt. in WAR
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